Maus: Privatdetektiv macht sich bereit für Cupheads Leere

Cuphead revolutionierte 2017 die Gaming-Ästhetik mit seinem komplett handgezeichneten 1930er-Jahre-Cartoon-Stil – eine akribische Leistung, die seither unübertroffen blieb. Der enorme Aufwand für solche handgefertigte Animation erklärt, warum wir bisher keine ähnlichen Projekte sahen... bis heute. Jetzt betritt Mouse: P.I. for Hire die Bühne, eine neue Herzensangelegenheit, die Cupheads Hingabe zur handgezeichneten Kunst teilt, aber ihren eigenen Weg geht.
Ein Noir-Dreh für Vintage-Animation
Während Cuphead mit farbenfroher Fleischer-Studios-Inspiration beeindruckte, versetzt Mouse Spieler in die düstere Schwarz-Weiß-Welt der frühen Mickey-Mouse-Kurzfilme. Jedes Element strahlt den Charme der "Rubber Hose"-Animation aus – selbst untätige Waffen wackeln, als wären sie aus Gelatine. Doch hier kommt die geniale Wendung: Diese liebevoll gestaltete Cartoon-Welt dient als Kulisse für einen gnadenlosen Ego-Shooter mit dem hartgesottenen Detektiv Jack Pepper.
Das Engagement des Spiels für Epochenauthentizität zeigt sich in Troy Bakers perfekter Darstellung Peppers, dessen Dialoge er mit bewusster B-Movie-Rhythmik im klassischen New Yorker Schnüffler-Akzent vorträgt.
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Detektivarbeit trifft auf Cartoon-Chaos
Die Demo veranschaulicht perfekt Mouses cleveres Genre-Mixing. Es handelt sich keineswegs um einen gedankenlosen Shooter – vielmehr beginnt es mit authentischer Detektivarbeit in einem Opernhaus, wo Pepper den verschwundenen Bühnenbildner Roland sucht. Wir befragen zwielichtige Kellner und durchstöbern Küchen, wobei wir bewundern, wie 2D-Charaktere den 3D-Raum wie lebende Cel-Animationen aus alten Cartoons bevölkern.
Die Ermittlungen eskalieren meisterhaft – wir entdecken unheimliche Pläne für ein Attentat auf den Bürgermeister während einer Vorstellung, inklusive scharfer Kanonen, die auf Ziele gerichtet sind. Wenn Gewalt unvermeidlich ausbricht, liefert Mouse einige der einfallsreichsten Shooter-Mechaniken seit Jahren.
Waffen mit Persönlichkeit
Der Kampf besticht durch kreative Bewaffnung wie:
- Die Terpentinpistole, die gemalte Feinde buchstäblich zerschmilzt (eine grandiose Anspielung auf Roger Rabbit)
- Explosive Fässer, die Gegner im Looney Tunes-Stil in Flammen setzen
- Kryobehälter, die Feinde Terminator 2-mäßig einfrieren für zufriedenstellende Zertrümmerungstritte
Jede Waffe verfügt über spektakuläre handanimierte Nachlade-Sequenzen, die Tex Avery stolz machen würden. Selbst das Platforming wird kreativ – doppelte Sprünge, die von Stuntmen verraten werden, enthüllen versteckte Sammelobjekte wie eine "Brie Ruth"-Baseballkarte.
Mehr als nur hübsche Bilder
Während Mouses visuelle Kunst zunächst beeindruckt, überzeugt vor allem die durchdachte Integration von Vintage-Cartoon-Ästhetik in echte Gameplay-Mechaniken. Das eskalierende Chaos der Demo – von heimlicher Detektivarbeit bis zu explosiven Theater-Fluchten – deutet auf enormes Potenzial für abwechslungsreiche Pacing-Gestaltung hin.
Viel hängt davon ab, ob die Vollversion diese Magie über mehrere Level aufrechterhalten kann. Doch basierend auf dem Erlebten vereint Mouse jene seltene Kombination aus atemberaubender Kunst mit echt fesselndem Gameplay. Dies ist nicht nur lebendig gewordene Animationsgeschichte – es könnte sich zum originellsten Shooter des Jahres entwickeln.